und täglich grüßt das murmeltier

Ich bin so unfassbar unzufrieden. Mit allem. Mit mir, mit der Welt, mit meiner Umgebung, mit der Tatsache, dass Dinge so sind wie sie gerade sind, aber endgültig mit der Version von mir, die ich gerade bin/verkörpere. Die, die sich im letzten Jahr eine Essstörung angeeignet hat. Die, die darauf angewiesen ist, dass die gerade Halt gibt. Ich muss hier so dringend raus und die einzige Person, die mir im Weg steht oder mir - in wohlwollender Absicht - Stolperfallen/Gleisweichen stellt, bin ich. Meine Moral, mein logischer Verstand, der sich darum kümmert, dass ich irgendwie aus diesem Ist-Zustand entkomme. Mir steht die Essstörung im Weg. Wenn die nicht wäre, wäre ich hoffentlich schon weg. Dann wäre ich nicht gefangen. Gefangen in mir selbst und in einer Stadt, die ich nicht ausstehen kann. Mein Gefühl hält fest, krallt die Fingernägel fest ins Fleisch, in die Überzeugung, dass ich noch nicht am Ziel bin und nicht gestoppt werden will. In die Überzeugung, dass ich übertrieben reagiere und überhaupt kein Problem habe. Mein Gefühl geht in die Defensive, sobald jemand mein Essverhalten kritisiert, kriegt Heulkrämpfe, wenn der Verstand versucht mehr zu essen und etwas zu probieren oder es wagt mehr zu wollen. Mein Gefühl behandelt die Essstörung wie eine Freundin und hat Angst den Kontakt zu verlieren. Angst den Halt, die Kontrolle, die Sicherheit, die Geborgenheit zu verlieren. Ich will so dringend weg. Brauche Abstand. Nur was ist, wenn die eigene Person auch zu dem Personenkreis gehört, von dem ich weg will? Überall wohin ich gehe ist mein Gefühl mit ihrer neuen besten Freundin.